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Zeitzeugen-Projekt: Juli-Blog
Hand aufs Herz! Was fasziniert Sie an unserem Zeitzeugen Projekt? Die lange Reihe von Ziffern auf der Zeitskala? Oder viel mehr die zutiefst menschlichen Begegnungen? Sehen Sie, mir geht es ähnlich.
Zur Definition: Ehrenamtliches Engagement beim Bayerischen Roten Kreuz ist Hochleistungssport.
Und jetzt stellen Sie sich vor, wie eine Frau oder ein Mann - kurzum: ein/e Rotkreuzler/in - nach 40, 50, ja 60 Jahren Dienst plötzlich von einem Tag auf den anderen in den Ruhestandgehen darf. Möchte. Soll. Muss. Von 100 auf null zurückschrauben, quasi. Tja. Jetzt haben wir sie wieder, unsere Zeitskala, nur auf menschlichen Maß reduziert. Was bleibt? Bronze, Silber, Gold auf Urkunden und Medaillen; jede Menge Bilder - im Kopf und im Fotoalbum -, Zeitungsausschnitte mit und oder Schickeria, Erinnerungen … und Museen.
Typische Schlagworte sind z.B.: Olympische Spiele 72’, Hochwasserkatastrophen in Dresden und Bayern, Papstbesuch, Wies’n, DDR Flüchtlingshilfe, und und und … Aber denken Sie auch an den einfachen Mann, die einfache Frau auf der Straße (chronologisch geordnet, nach meinen zahlreichen Zugfahrten quer durch Bayern):
An den Obdachlosen, der Kleidung, warmes Essen und eine Stube für drei Nächte erhielt (Kempten, Zeitzeugin Frau Alwine Seidel und Zeitzeuge Herbert Prinz im Team von Markus Wille)
An die Frauen und Männer von hier oder von ganz woanders, die mit guten Lebensmitteln kostenlos eingedeckt werden (Sankt Mang/Kempten, Zeitzeugen-Ehepaar Maria-Theresia und Karl Weiß). Das Team Kempten/St Mang (Kleiderladen/Tafel) hat Nachhaltigkeit schon lange in den Alltag integriert.
An die verletzten Prager Flüchtlinge, die - weil es Planungsschwierigkeiten gab - dann doch mit dem Zug von Hof nach Lübeck fahren, in Begleitung von blutjungen Sanitätern. Eine Tag- und Nachtaktion ohne Schlaf (Bamberg, Zeitzeuge Bernhard Weber)
An den blinden Mann im Rollstuhl, der zur Ernennung des Bundespräsidenten Roman Herzog im Maximilianeum in München dabei sein durfte (Günzburg, Zeitzeuge Wolfgang Eckhardt)
An die Frau, die bis Altötting zu Fuß „obi“ geht, weil zufällig der Sani, der sie behandelt, ihren Mann damals beim schweren Autounfall ins Krankenhaus fuhr und ihn damit rettete - (Parsberg, Zeitzeuge Hermann Schönberger)
An das Kind, das nachts aus seinem Bett fiel, sich dabei schwer verletzte, wohl länger da lag, so als ob seine Eltern ihre Aufsichtspflicht für ein paar Stündchen versäumt hätten (München/Stötten, Zeitzeuge Werner Ehrmanntraut).
Ja, so san’ sie, die Mädels und Burschen vom Bayerischen Roten Kreuz. Hochleistungssportler mit Abzeichen eben. Und mit dem Herzen am richtigen Fleck.
Autorin: Cécile Giel