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Katastrophen in Bayern: Das BRK in Simbach und Bad Aibling
Bayern kommt nicht zur Ruhe. Die schrecklichen Bilder des Zugunglücks bei Bad Aibling sind noch präsent, da wird mit der Hochwasser-Katastrophe in Teilen Niederbayerns erneut die Leidensfähigkeit der Menschen auf den Prüfstand gestellt. So tragisch beide Ereignisse sind, so sehr haben sie aber auch gezeigt, mit welch beispiellosem Engagement sich die Helfer und Einsatzkräfte des BRK Schadensfällen dieser Größenordnung entgegenstellen.
Auch gute vier Wochen nach der Hochwasser-Katastrophe ist an eine Rückkehr zur Normalität in Simbach, der am stärksten betroffenen Gemeinde im Landkreis Rottal-Inn, nicht zu denken. Die Spuren, die die Fluten hinterlassen haben, werden noch lange das Ortsbild zeichnen - in der Erinnerung der Einwohner jedoch unauslöschlich bleiben. Baustellengeräusche sind allgegenwärtig und es vergeht kaum eine Minute, in der nicht ein Bagger, Lader, Lkw oder ein anderes schweres Räumfahrzeug mit lautem Motorenbrummen die Straßen entlang donnert. Überall zeugen Trümmerhaufen von den Urgewalten, die hier getobt haben.
Das wahre Ausmaß der Zerstörung, das der sonst nur einem Rinnsal gleichende, nach heftigen Regenfällen jedoch zu einem Fluss mit zerstörerischer Kraft angestiegene Simbach am Mittwoch, den 01.06.2016, in der niederbayerischen Kleinstadt angerichtet hat, lässt sich nur vor Ort begreifen.
Die Situation ist viel schlimmer, als man sie nach den Bildern, die man in den letzten Tagen gesehen hat, vermutet hätte. Man hat ja im Laufe seines Lebens viele Schicksale erlebt ... das ist schon - ich sage noch einmal - ein Inferno, wie ich es persönlich nicht für möglich gehalten hätte. Und man muss es gesehen haben, um es zu verstehen.
Horst Seehofer, dam. Ministerpräsident (CSU)
Die Bilanz ist verheerend: Auf einer betroffenen Fläche von ca. 400 km2 beschädigte die Überschwemmung rund 5.000 Wohneinheiten, davon 500 so schwer, dass diese nicht mehr sanierbar sind. Die gesamte Infrastruktur wurde massiv zerstört. In Triftern und Simbach waren mehrere hundert Schüler in den Schulen eingeschlossen, insgesamt gibt es 12.000 Betroffene. Schicksale wie das einer 79-jährigen Frau, die bei der Katastrophe alles verloren hat und sich nun eine neue Existenz aufbauen muss, sind kein Einzelfall. Laut Landrat Michael Fahmüller (CSU) beläuft sich der Schaden auf mehr als eine Milliarde Euro. Sieben Todesopfer hat die Flutwelle im Landkreis Rottal-Inn gefordert, es wurden aber auch 150 Menschenleben gerettet.
Die schrecklichen Bilder vom Zugunglück in Oberbayern und aus den Hochwassergebieten in Niederbayern werden uns noch lange im Gedächtnis bleiben. Dass es aber immer noch schlimmer hätte kommen können, wird uns erst mit Blick auf die Leistungen all jener bewusst, die unter Einsatz aller ihnen zur Verfügung stehenden Mittel bereit sind, sich für Menschen in Not zu engagieren. Bei der Flutkatastrophe im Landkreis Rottal-Inn hat es sich wieder gezeigt:
Durch das koordinierte Zusammenspiel von Landrettung, Wasserrettung und Luftrettung entstand eine effektive Helferkette des BRK, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz alles daran setzte, das Ausmaß der Katastrophe einzudämmen. So leistete die Wasserwacht in den betroffenen Gebieten allein in den ersten beiden Tagen mit 130 Einsatzkräften und 28 Booten 482 Evakuierungen. Mit der Unterstützung von 44 Mitgliedern der Bergwacht erfolgten insgesamt 49 Windenrettungen mit bis zu sieben Hubschraubern. Auch die Anschlussversorgung verlief reibungslos, 1.350 Sanitätskräfte gewährleisteten schnelle medizinische Hilfe.
Neben der Rettung war die weitere Betreuung der Menschen vor Ort eine logistische Höchstleistung der BRK Bereitschaften. Betroffene wurden mit Medikamenten, Kleidung, Notquartieren und Behandlungsplätzen versorgt. Aber auch Speisen und Trinkwasser mussten für die 4.000 freiwillige Helferinnen und Helfer, 1.500 Einsatzkräfte und 300 Personen aus der Bevölkerung bereitgestellt werden.
Was die Haupt- und ehrenamtlichen Helfer in der Bewältigung dieser Katastrophe geleistet haben und die nächsten Wochen noch leisten werden, ist großartig und beispielhaft.
Michael Fahmüller, Landrat Rottal-Inn
Ich möchte den großen Dank und die Anerkennung des Landkreises aussprechen - es ist überwältigend. Ich habe den Hilfsorganisationen zu danken, die in dieser Extremsituation auch mit großen Gefahren für sich selbst eine herausragende Leistung erbracht haben.
Horst Seehofer, dam. Ministerpräsident (CSU)
Nach der Hochwasserkatastrophe hat das Bayerische Kabinett ein umfangreiches Hilfsprogramm für Hochwassergeschädigte beschlossen. Neben einer Soforthilfe von 1.500 Euro pro Geschädigten kündigte Finanzminister Dr. Markus Söder Hilfsprogramme für Unternehmen und Angehörige freier Berufe, für die Land- und Forstwirtschaft, für private Haushalte und Wohnungsunternehmen sowie ein Programm zur Wiederherstellung der Infrastruktur in den Gemeinden an. Landrat Michael Fahmüller zeigte sich mit den gefassten Beschlüssen sehr zufrieden:
Sie sind ein Signal der Hoffnung für die vielen Menschen, die im Landkreis Rottal-Inn so überaus hart vom Hochwasser getroffen wurden.
Michael Fahmüller, Landrat Rottal-Inn
Die Ereignisse in Bad Aibling und im Landkreis Rottal-Inn haben erneut ein zentrales Anliegen des BRK in den Fokus gerückt: Die Gewährleistung der Helfergleichstellung. Bei Katastrophen einer solchen Tragweite kann das BRK auf ehrenamtliche Helferinnen und Helfer nicht verzichten. Analog zur gesetzlich verankerten Regelung bei den Freiwilligen Feuerwehren käme der finanzielle Ausgleich nicht dem Helfer selbst zugute. Vielmehr sei es das Ziel, dass der Betrieb, der ihn freistellt, die Lohnkosten vom Freistaat Bayern erstattet bekäme. Ein vorläufiger Gesetzesentwurf ist von der Landesregierung bereits erarbeitet worden. Die Zeit drängt, Extremsituationen wie die Flüchtlingskrise werden keine Ausnahmeerscheinung bleiben. Hier wäre eine Helfergleichstellung unverzichtbar gewesen. Aber auch bei Ereignissen, die weniger mediale Aufmerksamkeit erfahren, ist die Helfergleichstellung ein entscheidender Schritt zur Rettung von Menschenleben.
Das Bayerische Rote Kreuz plant auch nach der Katastrophe einen langfristigen Einsatz. Gemeinsam mit dem BRK Kreisverband Rottal-Inn wird für die Betroffenen ein Programm zur Betreuung und Nachsorge ins Leben gerufen, um mit den Folgen der traumatischen Erfahrungen umzugehen. "Der Einsatz des Roten Kreuzes wird erst beendet sein, wenn für die Menschen eine Chance auf Rückkehr zur Normalität besteht", so Herbert Wiedemann, Geschäftsführer vom Kreisverband Rottal-Inn des Bayerischen Roten Kreuzes. "Dazu haben wir zusammen mit der Politik ein mehrjähriges Programm