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Perspektiven für traumatisierte Flüchtlinge
Etwa ein Drittel der geflüchteten Menschen, die Deutschland erreichen, hat zuvor in ihren Heimatländern derart unvorstellbares Leid erfahren, dass sie krank sind. Mit der "Initiative für traumatisierte Flüchtlinge" hilft das Bayerische Rote Kreuz.
Das Angebot des BRK richtet sich an alle Geflüchteten, unabhängig von Herkunft, Alter oder Aufenthaltsstatus, und umfasst vor allem Einzelberatungen sowohl für Betroffene als auch für deren Angehörige. Das erklärte Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe. Durch systematische Vermittlung von Wissen kann der oder die Betroffene sich und sein eigenes Verhalten besser verstehen und so seinen Alltag besser bewältigen. Weiterhin dienen unterschiedliche Gruppenangebote der Stabilisierung und der Strukturierung des Alltags. Die Betroffenen erfahren Selbstwirksamkeit beim Malen, üben sich beim Klettern in Vertrauen oder lernen beim Entspannungstraining, in belastenden Situationen besser zur Ruhe zu kommen. Die Initiative stellt jedoch auch Fortbildungs- und Schulungsangebote für Ehrenamtliche und Fachkräfte zur Verfügung.
Leider stehen dem hohen Bedarf noch zu wenige psychosoziale Versorgungsangebote gegenüber. Angedockt an die sozialpsychiatrischen Dienste des BRK, die schon seit vielen Jahren mit psychisch kranken Menschen arbeiten, ermöglicht es ein Netzwerk aus medizinischen, psychologischen, sozialberaterischen und psychosozialen Versorgungsangeboten an den drei Standorten Würzburg, Straubing und Deggendorf, dass für jeden Ratsuchenden ein individuelles Beratungs- und Unterstützungspaket geschnürt werden kann. „Unsere Bandbreite ist groß. Wir wollen sowohl den Betroffenen helfen, als auch diejenigen aufklären, die sich für sie engagieren, sie betreuen“, sagt Wolfgang Obermair, stellvertretender Landesgeschäftsführer. So organisiert die Initiative auch Schulungen und Workshops zu verschiedenen Themen wie beispielsweise der Fortbildung für Therapeuten zu Kultursensibler Therapie oder dem Coaching von Helferkreisen zum Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen. Da es für die Betroffenen sehr wichtig ist, über Ihre Probleme unbefangen und in ihrer Muttersprache zu sprechen, wird zudem darauf hingewirkt, einen Pool von Dolmetschern aufzubauen, um muttersprachliche Angebote zu ermöglichen.
Mit der "Initiative für traumatisierte Flüchtlinge" leistet das BRK wertvolle Hilfe für Menschen, die in der Heimat oder auf der Flucht Schreckliches erlebt haben. Überhaupt erst ermöglicht haben dieses Engagement Mittel, die aus einer großzügigen privaten Spende stammen und den Betrieb für die nächsten zwei Jahre sichern. Doch auch über diese Zeitspanne hinaus muss Planungssicherheit gewährleistet sein. Denn die Angebote der Initiative sind sehr gefragt, werden von vielen Hilfesuchenden in Anspruch genommen. Eine Verlängerung des Programmes ist somit zwingend notwendig, Voraussetzung dafür aber ist die Unterstützung bei der Finanzierung durch den Staat. Das Ergebnis ist von unschätzbarem Wert!
Traumatisierte Flüchtlinge können trotz ihrer seelischen Leiden mit der Unterstützung und dem Verständnis von haupt- und ehrenamtlichen Helfern ihren Alltag meistern.
BRK Präsident Theo Zellner
Unsere Bandbreite ist groß. Wir wollen sowohl den Betroffenen helfen, als auch diejenigen aufklären, die sich für sie engagieren, sie betreuen.Wolfgang Obermair, stv. BRK-Landesgeschäftsführer