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Projekt Zuversicht
Sie sind die – körperlich – kleinsten Kollateralschäden einer Welt im Ausnahmezustand, jedoch die, die unsere Zukunft entscheidend gestalten werden: Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten. Ihr Leid zu mindern und ihnen eine Überlebenschance zu bieten, dafür engagiert sich das Friedensdorf International in Oberhausen seit mehr als 50 Jahren.
Als die Gründer des Friedensdorfs vor 50 Jahren Bürger versammelten, die vor allem angesichts des Grauens des Vietnamkriegs einfach nur helfen wollten, konnten sie nicht ahnen, wie dringlich ihr Engagement auch ein halbes Jahrhundert später noch gebraucht wird. Heute holt die Hilfsorganisation jährlich ca. 300 bis 400 Mädchen und Jungen für einen Zeitraum von sechs Monaten nach Deutschland, die in ihren von Kriegen und Krisen heimgesuchten Heimatländern aufgrund von Ärztemangel und fehlender finanzieller Mittel für Krankenhäuser und teure Medizin nicht behandelt werden können.
Einzelfallhilfe: Wenn Not am Kind ist
Was für uns in Deutschland Alltag ist, ist leider für viele Menschen in Kriegs- und Krisengebieten ein oft unbezahlbarer Luxus: medizinische Versorgung. Wunden und Krankheiten können häufig vor Ort nicht behandelt werden, Menschen sterben an Verletzungen und Krankheiten, die mit einer medizinischen Behandlung zu heilen wären. Daher holt das Friedensdorf seit seiner Gründung 1967 Jahr für Jahr Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten, wie Afghanistan, Angola, Zentralasien und dem Kaukasus, zur medizinischen Versorgung nach Deutschland, um sie in Kliniken zu behandeln. Wer kommen kann, darüber entscheiden die Diagnose der Ärzte vor Ort und die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familien.
Ein kleiner Patient findet nur dann Aufnahme im Friedensdorf, wenn es in seiner Heimat keine Behandlung für ihn gibt und sich die Eltern keine Behandlung im Ausland leisten können. Außerdem muss klar sein, dass die Behandlung in Deutschland Erfolg haben wird und ein kostenloser Klinikplatz frei ist. In der Rehabilitation im Friedensdorf werden nach dem Krankenhausaufenthalt die Wunden weiter versorgt, die Kinder lernen das Laufen oder Greifen mit Prothesen, ebenso auch den Umgang mit Medikamenten, die sie einnehmen müssen. Und sie lernen, ohne Angst zu spielen. Eine Einrichtung von unschätzbarem Wert, die jedoch ohne Unterstützung von Krankenhäusern und Kliniken im gesamten Bundesgebiet und insbesondere ohne aufopferndes Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer undenkbar wäre.
Wertvolle Hilfe leisten dabei die BRK-Kreisverbände, die den deutschlandweiten Transport der Kinder in die verschiedenen Kliniken der Republik organisieren. Dabei profitiert das Friedensdorf von einem großartigen Engagement der BRK-Kreisverbände und langjähriger Erfahrung. Der Einsatz ist aber auch für erfahrene Helfer jedes Mal aufs Neue eine große Herausforderung: Denn neben einwandfreier medizinischer Versorgung gilt es auch, Sprachbarrieren zu überwinden, Ängste abzubauen und das Vertrauen der Kinder zu gewinnen – für eine erfolgreiche Therapie und um den Kleinen zu helfen, das Erlebte zu verarbeiten. Die Leistungen, die das Team des Friedensdorfs in Kooperation mit den BRK-Kreisverbänden und anderen Hilfsorganisationen Tag für Tag erbringt, übersteigen oft das, was bei humanitärer Hilfe gemeinhin für möglich gehalten wird. Doch dank der starken Partnerschaft zwischen dem Friedensdorf und dem BRK haben Kinder in Not endlich wieder eine Perspektive und die Chance zur physischen und oftmals auch psychischen Heilung.
Hilfe kennt keine Ländergrenzen: Die internationale Arbeit des BRK
Gerade in Katastrophenfällen engagiert sich das BRK mit seinen Kreisverbänden seit Jahrzehnten in der internationalen Arbeit und ist mit seinen ehrenamtlichen Delegierten weltweit tätig. Für die Koordination dieser Arbeit ist das Kompetenzzentrum für die internationale Arbeit im BRK (KIA) zuständig. Dabei gliedern sich die Betätigungsfelder in die Begleitung von bilateralen BRK-Projekten der Kreis- und Bezirksverbände sowie der Landesgeschäftsstelle und in die Initiierung von eigenen Projekten (zum Beispiel die Ausbildung einer Wasserrettung in Marokko und Albanien). Weitere Betätigungsfelder sind unter anderem die Ausbildung und Betreuung von DRK-Delegierten sowie die die Planung und Umsetzung von Hilfskonvois in die Ukraine.
Vor allem aber bei der Soforthilfe vor Ort arbeitet das BRK mit richtungsweisenden Lösungen. Mit dem „Hospital aus der Kiste“, einem mobilen Krankenhaus inklusive Notaufnahme, OP-Saal, Labor und vielem mehr, ist das BRK in der Lage, bis zu 150 Patienten gleichzeitig stationär zu behandeln.
Im sogenannten Basislager bzw. Delegiertencamp verfügt das BRK über Unterkünfte und Büroräume für bis zu 80 Delegierte. Dieses Lager kann auch durch lokales Personal und EU-Delegierte betrieben werden. Gute medizinische Versorgung ist nur in hygienisch-einwandfreier Umgebung möglich. Auch dafür hat das BRK das richtige Equipment und topausgebildete Freiwillige. So besteht die Möglichkeit, im Katastrophenfall binnen 36 Stunden vor Ort zu sein und die Trinkwasserversorgung und somit die Hygiene für mehrere Tausend Menschen wieder herzustellen.
Sehr wichtig ist es auch, Einheimische zu schulen und ihnen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. So schulten die Delegierten des BRK 2006 in Thailand über 20 Teilnehmer aus ganz Südostasien an einer Trinkwasseraufbereitungs-Anlage. So war auch nach dem Einsatz gewährleistet, dass sauberes Wasser zur Verfügung stand.
Ohne die unermüdlichen ehrenamtlichen Helfer in den BRK-Kreisverbänden wäre dies alles nicht zu bewältigen. Auch wenn die Helfer vor ihrer Abreise meist gar nicht wissen, was alles auf sie zukommt: Sie sind dabei, sie helfen und sie finden eine nachhaltige Lösung – auch unter widrigsten Umständen, sodass aus Hilflosigkeit wieder Zuversicht werden kann.