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Grenzüberschreitender Rettungsdienst: Abkommen mit Tschechien
Hilfe kennt keine Grenzen? Manchmal leider doch. Auch wenn die Grenze zur tschechischen Republik seit mehr als 26 Jahren offen ist, gestaltete sich der grenzüberschreitende Rettungsdiensteinsatz lange Zeit kompliziert.
Rettungsdienst und Katastrophenschutz enden an der Landesgrenze. Bedauerlicherweise galt bis vor Kurzem, dass z.B. in Bayern verunfallte tschechische Staatsbürger in ein bayerisches Krankenhaus gebracht werden müssen, weil der Transport in ein ggf. sogar näher liegendes Krankenhaus in Tschechien noch nicht geregelt ist. In anderen Fällen versorgte z. B. ein tschechischer Rettungswagen im grenznahen tschechischen Gebiet einen deutschen Staatsbürger, der zur Weiterbehandlung in ein bayerisches Krankenhaus möchte. Mitunter kam es sogar vor, dass sich die Einsatzwägen des BRK und des tschechischen Rettungsdienstes an der Ländergrenze treffen und Patienten unter freiem Himmel von der tschechischen auf die bayerische Trage umgebettet wurden. Allein im letzten Jahr war das im Landkreis Regen 31 Mal der Fall. Offiziell durften die Rettungswagen nicht über die Grenze – schon alleine der Medikamente wegen, die sie an Bord haben. Grenzenloses Helfen? Dank noch immer geltender unzeitgemäßer Vorschriften und Verordnungen, Informationslücken und Sprachbarrieren sowie diffiziler Sachzwänge an der deutsch-tschechischen Grenze leider viel zu lange Utopie.
Seit Anfang Oktober steht nun fest: Die bayerisch-tschechische Grenze wird für die Rettungsdienste durchlässiger. Möglich macht das eine Kooperationsvereinbarung, die Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, CSU, am 03.10.2016 in Karlovy Vary (Karlsbad) unterzeichnet hat. Darin verpflichten sich der Freistaat und die drei tschechischen Bezirke Karlsbad, Pilsen und Südböhmen zum grenzüberschreitenden Rettungsdienst. Das Abkommen macht den Weg zu einem langfristigen Ziel frei, das vorsieht, dass künftig derjenige Rettungswagen zum Einsatz kommen soll, der den kürzesten Weg hat – unabhängig von der Grenze. „Endlich kann den Menschen auf beiden Seiten der Grenze zuverlässig und so schnell wie möglich geholfen werden“, freut sich Theo Zellner, Präsident Bayerisches Rotes Kreuz. „Das ist ein Meilenstein einer optimalen und professionellen Organisation des Rettungsdienstes im Grenzraum“, sagt Innenminister Herrmann. Nur durch organisiertes Management könnten Zeit gewonnen und Leben gerettet werden. Im Rahmen der Vereinbarung richtet das Bayerische Rote Kreuz ein bayerisch-tschechisches Rettungszentrum in Furth in Wald ein, das vor allem die gemeinsame Koordination und Kooperation verbessern soll.