Meldungen
Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter – Das Fundament des Verbandes
"Ich weiß nicht weiter!" ruft Kilian aus dem Zelt. In seiner Stimme lag etwas Unbeholfenes. Aber Julia weiß sofort, was er meint. Julia ist Gruppenleiterin. Zusammen mit Raoul leitet sie eine Jugendrotkreuz-Gruppe in Bayern.
Sie engagiert sich wie viele tausend junge Menschen mit und für Kinder und Jugendliche im Bayerischen Jugendrotkreuz. Denn über 106.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 27 Jahre sind Mitglied in einer der fünf Rotkreuz-Gemeinschaften. In ihnen sind junge Menschen selbst organisiert, gemeinschaftlich gestaltet und mitverantwortlich auf Dauer aktiv. So werden Interessen und Anliegen junger Menschen zum Ausdruck gebracht und vertreten.
Raoul und Julia sind hierbei einmal in der Woche in der Gruppenstunde mit ihren Mitgliedern aktiv. An Wochenenden sind sie unterwegs, und in den Ferien organisieren sie mit den Kindern Freizeiten. Darüber hinaus sind beide auch dabei, wenn es um lokal übergreifende Aktionen geht oder die Vertretung ihrer Gruppe in Gremien. Gruppenleitende tragen hierbei eine große Verantwortung, auch rechtlich z. B. bei der Aufsichtspflicht. Dies lernen sie in Ausbildungen des Verbandes, die sog. Ausbildung für Leitungskräfte in der Jugendarbeit. Rund 200 Verbandsmitglieder pro Jahr durchlaufen diese auf der Bezirksebene des Bayerischen Jugendrotkreuzes organisierten Lehrgänge, die mehrere Wochenenden umfassen. Wer in die Bildungskonzeption des Verbandes reinlesen möchte, findet diese hier.
Ist das Konzept zukunftsfähig?
Seit Jahrzehnten schon sind Jugendverbände großen gesellschaftlichen Veränderungen unterworfen, die immer wieder auch Auswirkungen auf Engagement junger Menschen haben.
Heute gibt es Wegzug aus ländlichen Räumen und verstärkte Wohnortwechsel, weniger Zeit für Engagement neben dem Studium (z. B. wegen der Bologna-Reform). Auch der Wegfall des Wehrdienstes bzw. Zivildienstes sorgt dafür, dass weniger Zeit für eine Orientierung nach dem Schulabschluss ist, die oft für das Engagement als Gruppenleitung genutzt wurde. Die Ausweitung von schulischen Aktivitäten in den Nachmittag tragen dazu bei, dass Zeitfenster für Kinder und Jugendliche kleiner werden, in denen sie sich in einem Jugendverband engagieren können. Hausaufgaben, Familien-Abendessen und andere Aktivitäten müssen halt auch noch irgendwo Platz finden.
Jugendverbände gestalten diese Wandel aktiv mit und sind kreativ, verlegen z. B. Gruppenstunden auf den Samstag. Was wiederum dann für Gruppenleitende zumindest Einschränkungen nach sich ziehen kann.
Langzeitstudien wie die Shell-Jugendstudie [https://www.shell.de/ueber-uns/shell-jugendstudie.html] erheben, dass der Grad der Beteiligung jedoch nicht sinkt. Jugendliche und junge Erwachsene wollen sich sogar zunehmend ehrenamtlich engagieren. Einzig die Formen der Beteiligung ändern sich. Weniger langfristiges Engagement, mehr Variabilität, Engagement an unterschiedlichen Orten und auch digitales Ehrenamt sind Richtungen, in die es geht.
Somit stellt sich – immer schon – die Frage, wie es gelingen kann, dass das Bayerische Jugendrotkreuz ausreichend engagierte Mitglieder hat, die die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen übernehmen. Oder aber, welche Formen der Beteiligung wir finden, die zur Lebenswirklichkeit junger Menschen passt? Vielleicht sind dies auch schmerzliche Prozesse, an dessen Ende steht, dass sich Gruppen verändern und vielleicht nicht mehr an gewohnten Traditionen festhalten können.
„Hier sehe ich aber eine hohe Bereitschaft, sich diesen Herausforderungen immer wieder zu stellen.
Auf Landesebene versuchen wir uns an Möglichkeiten, auch Lehrgänge online und Webinar gestützt anzubieten (brk-lerncampus.de). So können Themen und Inhalte vermittelt werden – unabhängig von festen und starren Wochenendlehrgängen. Da stehen wir am Anfang eines vielversprechenden Weges.“, sagt Jörg Duda, Geschäftsführer des Bayerischen Jugendrotkreuzes.
Auch attraktive und gemeinschaftsübergreifende Aktionen können einen Teil dazu beitragen, hier Ressourcen (Planung, Organisation) einzusparen. Gruppenleitenden, denen Vertrauen entgegengebracht und Verantwortung übertragen wird, sind motivierter. Das lohnt sich!
Denn Fehler zu machen und zu scheitern ist doch Merkmal von Jugendverbandsarbeit. Wo, wenn nicht im Jugendverband, können Menschen lernen, was es heißt, ein Zeltlager von vorne bis hinten für 100 Personen zu planen, rechtliche Aspekte zu berücksichtigen, unterschiedliche Personengruppen zu motivieren und Konflikte zu lösen, aber hierbei auch Fehler zu machen und auszuhalten.
All das sind Fähigkeiten, die auch im Berufsleben helfen. Hierzu braucht es aber eine Fehlertoleranz und -akzeptanz im Verband und Vertrauen in die eigene Stärke. Und in Kilian. Der hatte nämlich ein Problem mit seinem Schlafsack. Das konnte er aber dann am Ende auch ohne Unterstützung lösen.
Juleica - Qualitätsstandard für ehrenamtliche Jugendleiter und Jugendleiterinnen
Wer sich ehrenamtlich im Jugendrotkreuz oder einem anderen Jugendverband engagiert und eine Leitungsrolle ausübt, ob in regelmäßigen Gruppenstunden oder bei Freizeiten, wird Jugendleiter oder Jugendleiterin genannt.
Um rechtlich, pädagogisch und auch psychologisch ihre Aufgaben erfüllen zu können, werden ehrenamtliche Jugendleiterinnen und Jugendleiter besonders qualifiziert. Diese Qualifikation ist bundeseinheitlich und verbandsübergreifend geregelt und erfolgt nach festgelegten Standards. Als Nachweis gilt die so genannte Juleica (Jugendleiterin- und Jugendleiter-Card).
Für den Erwerb der Juleica absolvieren die angehenden Jugendleiterinnen und Jugendleiter eine mindestens 34-stündige Ausbildung nach festgelegten Qualitätsstandards. Im Bayerischen Jugendrotkreuz umfasst diese sogar 64 Stunden. Darin werden sowohl die Lebenswelt als auch die Bedürfnisse und der Schutz von Kindern und Jugendlichen thematisiert sowie rechtliche und finanzielle Aspekte geklärt.
Ehrenamtliche Jugendleiterinnen und Jugendleiter können mit der Juleica die Qualität ihrer Ausbildung gegenüber Eltern, Jugendverbänden, aber auch in Politik und Gesellschaft nachweisen. Sie macht eine erfolgreich abgeschlossen Ausbildung, regelmäßig Fortbildung und aktives ehrenamtliches Engagement sichtbar. Zudem werden Betreuungskräfte mit gültiger Juleica oft höher bezuschusst oder diese ist sogar Voraussetzung für eine finanzielle Förderung.
Als Dankeschön für das Engagement sind mit der Juleica auch Vergünstigungen in Freizeiteinrichtungen und andere Anerkennungen verbunden.
Um eine Juleica über das Bayerische Jugendrotkreuz zu erhalten, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
- mindestens 16 Jahre alt (in Ausnahmefällen 15 Jahre)
- Abschluss des Lehrgangs „Grundausbildung für Leitungskräfte in der Jugendarbeit“
- Erste-Hilfe-Ausbildung (nicht älter als drei Jahre)
- längerfristig und kontinuierlich in der Kinder- und Jugendarbeit des Roten Kreuzes aktiv
Weiterführende Informationen zur JugendleiterIn-Card:
Ausbildung von Jugendleiterinnen und Jugendleitern im Bayerischen Jugendrotkreuz
<img height="1145" width="1753" src="fileadmin/Eigene_Bilder_und_Videos/JRK/ausbildung.jpg" data-htmlarea-file-uid="9047" style="" alt="" />
Ab 16 Jahren können Mitglieder im Jugendrotkreuz die „Grundausbildung für Leitungskräfte in der Jugendarbeit“ machen. Entsprechende Methoden und Grundlagen lernen sie in der verbandseigenen Ausbildung. In die insgesamt 64 Stunden umfassenden Ausbildung fließen die Inhalte gemäß Juleica-Standard (hier sind mind. verbindlich 34 Stunden vorgegeben) sowie Anforderungen der Rot Kreuz eigenen Lehrgänge „Rotkreuz-Einführungsseminar, „Rotkreuz-Aufbauseminar und „Leiten und Führen von Gruppen“ ein. Jährlich bilden wir ca. 200 neue Gruppenleitende aus.
Weitere Informationen zur Ausbildung im Bayerischen Jugendrotkreuz findet Ihr hier.
Für die Jugendleiter*innen-Card (Juleica) haben die Bundeszentralstelle und die Landeszentralstellen angesichts der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie ein einheitliches Verfahren für das Jahr 2020 beschlossen. Dieses regelt unter anderem Ausbildungs- und Fortbildungsverfahren sowie die Gültigkeit der Juleica. Weitere Informationen unter: www.dbjr.de/artikel/juleica-ausnahmeregelungen-fuer-die-krisenzeit/
Folge dem Bayerischen Jugendrotkreuz in den Sozialen Medien:
- Facebook: <span style="background-color: rgb(255, 255, 255);">www.facebook.com/Bayerisches.Jugendrotkreuz</span>
- Instagram: www.instagram.com/jrk_bayern
- Twitter: www.twitter.com/JRK_Bayern
- YouTube: www.youtube.com/user/JRKBayern
- WhatsApp: jrk-bayern.de/news/whatsapp