Meldungen
Schicksale und Schlagzeilen
Manchmal ist es vielleicht besser, sich die alte Redensart zu Herzen zu nehmen: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Dass bei Schadensereignissen einer Größenordnung wie der der Hochwasserkatastrophe in Simbach ganz schnell ganz viel geredet wird, ist der Mechanik geschuldet, nach der Medien nun mal funktionieren. Ob Tempo und Tonalität dabei immer angemessen gewählt werden, kann man hinterfragen.
Angesichts des Schreckens und der verheerenden Zerstörung, die das Jahrtausendhochwasser in Rottal-Inn hinterlassen hat, inmitten der sich überschlagenden Neuigkeiten vom Maß des angerichteten Schadens und von menschlichen Tragödien ist diese eine Nachricht, die einem den Glauben an das Gute zurück gibt, die spektakuläre Meldung schlechthin: Ein 48 Stunden lang im Katastrophengebiet vermisstes Ehepaar wird gerettet und ist unversehrt! Eine Botschaft an die Bevölkerung, in schweren Zeiten nicht die Hoffnung aufzugeben, zuversichtlich zu sein. Es wird berichtet, dass das Paar seit Mittwochabend, also dem Tag der Katastrophe, als vermisst gegolten hatte und seitdem von Tauchern und anderen Hilfskräften gesucht worden wäre. Helfer hätten den 81-jährigen Mann und seine 77 Jahre alte Frau schließlich 48 Stunden nach Beginn der Flut-Tragödie aus einem überfluteten Keller befreit und in ein Krankenhaus gebracht. Dramaturgie par excellence: in manchen Artikeln war sogar von einem „einsturzgefährdeten Keller“ zu lesen.
Doch noch am Abend des selben Tages, an dem diese Meldung publik wurde, verpassten Medienberichte unter Berufung auf eine Mitteilung des Sprechers des Landratsamtes Rottal-Inn der Euphorie einen Dämpfer: Das Ehepaar sei bereits am ersten Tag der Hochwasserkatastrophe aus seinem „mit Wasser vollgelaufenen Keller“ geborgen und mit Verletzungen in eine Klinik gebracht worden. Der Fall des Ehepaars ist ein gutes Beispiel für die Dynamik der Medienberichterstattung.
Für die Einsatzkräfte vor Ort zählt am Ende nur eines: ob aus einem überfluteten, einsturzgefährdeten Keller oder einem sicheren Teil des Hauses, ob von Tauchern oder „normalen“ Helfern, ob nach 48 Stunden oder noch am selben Tag, was zählt, ist die Rettung von Menschenleben.