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Üben für den Ernstfall: Münchner Rotes Kreuz simuliert Explosion in der Allianz-Arena
Mehr als 180 ehrenamtliche Einsatzkräfte des Münchner Roten Kreuzes haben am Samstag in der Allianz-Arena für einen Ernstfall geübt, der hoffentlich nie eintritt: Bei einem Risikospiel zünden die gegnerischen Fans in ihrem Fanblock selbst gebaute Pyrotechnik, es kommt zu einer Explosion.
Die Fans geraten in Panik, 48 werden zum Teil lebensgefährlich verletzt, einer stirbt. „Neben den unmittelbaren Verletzungen durch die Explosion sind bei so einem Ereignis vor allem auch Patienten mit stumpfen Traumata durch die Massenpanik zu erwarten“, erklärt Dr. Philipp Groha, stellvertretender Chefarzt des Münchner Roten Kreuzes und bei der Übung Leitender Notarzt. Die Mimengruppe hat die Verletztendarsteller entsprechend täuschend echt geschminkt und auf ihre Rolle vorbereitet.
"Uns war es wichtig, unsere Einsatzkonzepte für die Allianz-Arena möglichst realitätsnah zu überprüfen und zudem auch die Nahtstelle zwischen dem Sanitätsdienst im Stadion und den externen Rettungsdiensten, die in so einem Fall alarmiert werden, zu verbessern", sagt Jürgen Terstappen, Kreisbereitschaftsleiter des Münchner Roten Kreuzes. Dementsprechend simuliert ein Teil der 107 Einsatzkräfte den Sanitätsdienst im Stadion, während die restlichen Helfer*innen erst später mit Schnelleinsatzgruppen und Einsatzführungsdiensten dazustoßen.
Die Helfer*innen verschaffen sich zunächst einen Überblick, wer wie schwer verletzt ist und wer am schnellsten Hilfe braucht. Sie retten die Verletzten schonend aus dem Oberrang der Arena und bilden vor dem Fanblock eine Patientenablage. Dort versorgen sie die Verletzten, bis weitere Helfer*innen der Schnelleinsatzgruppe Behandlung und des Rettungsdienstes eintreffen. Sogar den Abtransport von einem Übergabepunkt simulieren die Rotkreuzler*innen, als Krankenhaus dient das Rotkreuzhaus in Oberschleißheim. Die Schnelleinsatzgruppen Betreuung und Psychosoziale Notfallversorgung kümmern sich parallel um die unverletzten Betroffenen, die ihre Erlebnisse verarbeiten müssen. "Wir haben in der Übung die verschiedenen Fachdienste des Roten Kreuzes abgebildet", sagt Alexander Grochowski, der die Übung leitete und mit seinem Team insgesamt ehrenamtliche 300 Stunden in die Vorbereitung investiert hat. "Dazu haben wir nach den festgelegten Abläufen und mit echtem Material geübt. Im Stadion halten wir zum Beispiel über 100 Patientenversorgungssets für solche Massenanfälle von Verletzten vor, die haben sich heute bestens bewährt."
Etwa 20 Beobachter*innen unterstützten die dreiköpfige Übungsleitung dabei, Erkenntnisse für die Auswertung zu sammeln und auf die Sicherheit aller Beteiligten zu achten. Die Schnelleinsatzgruppe Verpflegung versorgte alle Teilnehmer*innen mit Essen und Getränken. In mehreren Gruppen konnten die Beteiligten direkt im Anschluss an die Übung Rückmeldungen und Anregungen äußern, die in die Auswertung der Übung einfließen.
"Insgesamt haben die Abläufe heute wirklich gut funktioniert, die Helfer*innen haben das toll und professionell gemacht", zieht Julian Kerth Bilanz. Er ist stellvertretender Vorsitzender und Katastrophenschutzbeauftragter des Münchner Roten Kreuzes und hatte die Übung mit initiiert. "Mich freut es, dass sich die Konzepte und die Ausstattung bewährt haben und dass wir die Übung heute trotz mehreren parallelen Veranstaltungsdiensten in Stadt und Landkreis stemmen konnten. An einigen Stellen haben wir Verbesserungsbedarf erkannt, etwa bei der klaren Kennzeichnung von Funktions- und Führungskräften im Stadion. Da werden wir entsprechend nachbessern. Und es wird nicht die letzte Übung bleiben, schließlich müssen wir laufend für den Ernstfall trainieren."