Meldungen
Unbemannte Rettung von oben
Drohnen suchen nach Vermissten, transportieren lebensnotwendige Medikamente oder werfen Notfallsets per Fallschirm in unzugängliche Katastrophengebiete ab. Welche Szenarien bei Rettungsoperationen sind noch denkbar? Das verraten uns Uwe Kippnich und Florian Bußhardt aus BRK Sicherheitsforschung.
Visionäre der Luftrettung
Drohnen sind bayernweit erfolgreich beim Bayerischen Roten Kreuz im Einsatz - bei den drei Gemeinschaften - Bergwacht, Wasserwacht, Bereitschaft. Sie helfen bei der Suche nach Vermissten, nach versunkenen Autos, bei der Lagebilderstellung nach Hauseinstürzen oder Busunglücken. "Die Anwendungsfälle für Drohnen sind fast unendlich, durch die rasend schnelle Entwicklung fähigerer und kostengünstigerer Drohnen sind Drohnen das neue Glied in der Rettungskette", so Uwe Kippnich, Koordinator der Sicherheitsforschung in der Abteilung Rettungsdienst der BRK Landesgeschäftsstelle.
Schneller, weiter, stärker: Der Rettungsdienst der Zukunft
Wir wagen einen Blick in die Zukunft: Eines der Projekte, bei dem Drohen den Bevölkerungsschutz verstärken sollen, ist Larus PRO - gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Bis Sommer 2023 sollen die schnellen Langstreckendrohnen mit starren Flügeln zur Lageerkundung bei Hochwasser und bei Naturkatastrophen im Bayerischen Roten Kreuz zum Einsatz kommen.
Was sind Starrflüglerdrohnen?
Starrflüglerdrohnen sehen aus wie Flugzeuge, haben zwei Flügel sowie einen oder mehrere Propeller und können elektrisch oder benizbetrieben sein. Die Larus-PRO-Drohne hat ein maximales Abfluggewicht von 25 kg und kann 160 km/h schnell fliegen. Bei einer Reisegeschwindigkeit von 100 km/h kann sie sieben Stunden in der Luft bleiben.
Florian Bußhardt ist MItarbeiter der Sicherheitsforschung und ist zuständig für Larus PRO. Er tüftelt gerade in einem Expertengremium daran, ein Kollissionsvermeidungssystem zu entwickeln, damit die Drohnen im Luftraum auch von anderen Teilnehmern gesehen werden. Zudem soll die Nutzlast und die Flugzeit der Drohnen erhöht werden und spezielle Notfall-Kits entwickelt werden, mit denen sich die Patienten selbst erstversorgen können. "Die Notfall-Sets werden per Fallschirm zu verunglückten Personen abgeworfen, sie sind beleuchtet und mit Lautsprechern ausgestattet, damit akustische Signale die Rettungskräfte am Boden zur Abwurfstelle leiten", sagt Florian Bußhardt.
Die Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 im Ahrtal wäre ein klassischer Anwendungsfall für die Larus PRO Drohnen gewesen. "Unser Erkundungsteam war in Reimerzhoven unterwegs, dorthin war zu dem Zeitpunkt tagelang noch niemand vorgedrungen. Die Drohne hätte dort solche Notfall-Sets abwerfen können, alleine Einmalschlafsäcke wären dort für die Menschen hilfreich gewesen", sagt Uwe Kippnich.
Nicht bei Patienten, sondern vor Kliniken landen die Drohnen im Projekt MedInTime: Sie sollen innerhalb kürzester Zeit Spezialmedikamente von der Zentralapotheke in abgelegene Krankenhäuser fliegen und Vorhaltekosten senken. Denn einige Medikamente, wie beispielsweise manche Gegengifte sind sehr kostspielig und werden selten gebraucht - dann aber schnell.
Kollisionsgefahr im öffentlichen Luftraum
Drohnen bringen aber auch große Herausforderungen mit sich: Sie teilen sich den Luftraum mit Flugzeugen und Hubschraubern, und können mit diesen Luftfahrzeugen auch kollidieren. Deshalb müssen die luftrechtlichen Vorschriften mit Sicherheitshinweisen auch von den Drohnenpiloten eingehalten werden, und es braucht dafür geeignete Sensorik an der Drohne selbst. "Rettungsfahrzeuge haben eine neunmal höheres Unfallrisiko, genauso ist es bei Drohnen - wir brauchen deshalb saubere Gefährdungsanalysen", sagt Kippnich.
Künstliche Intelligenz, 3D-Simulationen und Drohnenschwärme
Eine Drohne kommt selten allein: Swarm Drones, mehrere Drohnen, die miteinander vernetzt sind, sollen in Zukunft große Flächen im Schwarm erkunden und erstellen 3D-Simulationen der Einsatzorte. Und es wird noch innovativer: Das Team Sicherheitsforschung des Bayerischen Roten Kreuz arbeitet in Expertengremien an internationalen Projekten wie beispielsweise CURSOR. Es geht dabei um große Drohnen, die kleine Roboter oder Bodenradargeräte transportieren. Die wiederum suchen automatisch das Einsatzgebiet ab.
Unser Fazit: Die aktuellen Projekte zeigen, dass Drohnen die Rettungsarbeit in vielen Bereichen verbessern können. Was für viele wie Science Fiction klingt, ist längst auf den Schreibtischen der Sicherheitsforschung gelandet.
Weitere Infos findet Ihr auf der Website des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
Eure Ansprechpartner*innen des Teams Sicherheitsforschung / Rettungsdienst:
Uwe Kippnich: kippnich(at)lgst.brk.de
Michaela Selzer: selzer(at)lgst.brk.de
Florian Bußhardt: Busshardt(at)lgst.brk.de