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Wahl der neuen Wasserwacht-Landesleitung: Auf einer Welle schwimmen und Trampelpfade asphaltieren
12 Jahre war Ingo Roeske in der Landesleitung der Wasserwacht tätig, Madita Lang 6 Jahre. Am 07. Mai 2021 wird die neue Landesleitung der Wasserwacht gewählt und die beiden stellv. Vorsitzenden geben ihre Zepter ab. Warum sie nicht zur Wahl antreten, wie sie auf die Zeit zurückblicken und was sie ihren Nachfolger*innen wünschen.
1. Warum hört ihr nach so vielen Jahren in der Landesleitung (LL) der Wasserwacht auf?
Ingo Roeske: „Ich bin schon sehr lange dabei, seit 2003 arbeite ich der LL zu und bin seit 2009 Teil davon, erst 8 Jahre als Technischer Leiter, dann als stellvertretender Vorsitzender. Unser Verband sollte jung bleiben und mit neuen Kräften auch nah an der jungen Basis bleiben.“
Madita Lang: „Ich war 2 Jahre hinzuberufenes Mitglied und dann 4 Jahre stv. Vorsitzende. Bei mir beginnt in beruflicher und privater Hinsicht nun ein neuer Lebensabschnitt. Ich hätte nicht mehr die Zeit, dem Amt gerecht zu werden.“
2. Wie kommt man dazu in die Landesleitung zu gehen?
Ingo Roeske: „Man sollte sich davor schon anbieten, Themen ohne Titel übernehmen und zuarbeiten, das ist extrem hilfreich um Strukturen und Hintergründe kennen zu lernen. Die Hubschraubergestützte Wasserrettung habe ich zum Beispiel schon vor meinem Amt aufgebaut. Grundsätzlich sollte man in der Sache denken und nicht im persönlichen Vorankommen.“
Madita Lang: „Ich bin auch über eine Projektgruppe dazugekommen. Auf Bundesebene habe ich mich im Bereich Wettbewerbe engagiert, dabei an die LL berichtet und Kontakte aufgebaut. Auch das war vor meinem Amt. Amt hin oder her, nur Titelträger können wir uns auf keiner Ebene leisten, schon gar nicht auf Landesebene. Das bringt den Verband nicht weiter.“
3. Ingo, du hast die Hubschraubergetützte Wasserrettung angesprochen – eines deiner Highlights?
Ingo Roeske: „Ja, damit haben wir neue Standards gesetzt. Wir haben uns dabei mit der Bundeswehr, Bundespolizei und Polizei vernetzt und einen Mehrwert für alle geschaffen. Die anderen verstehen jetzt Wasserrettung und wir können besser retten. Das war ein Leuchtturmprojekt, bei dem wir gelernt haben, wie wir strukturieren und standardisieren können.“
Madita Lang: „Das war wichtige Gremienarbeit, bei der wir durch Ingos Arbeit bundesweit und interdisziplinär Erfahrungen sammeln konnten.“
4. Üben, üben, üben, um im Notfall die Abläufe draufzuhaben ist eine der wichtigsten Aufgaben. Gab es große Meilensteine für euch?
Ingo Roeske: „Teilweise schon vor meinem Amt habe ich Lehrübungen für das Innenministerium (2007, 2008, 2011) oder Großübungen deutschlandweit (2009 und 2011) durchgeführt. Mit solchen Lehrübungen kann man einerseits Leistungsfähigkeit demonstrieren und den Mehrwert der Wasserwacht darstellen. Es ist schon beeindruckend, wenn über 3,5 Tage mehr als 400 Leute zusammenkommen. Da steckt ein ganzes Jahr Planung dahinter – von daher sind das für mich auf jeden Fall Meilensteine.“
5. An welche anderen Momente denkt ihr besonders gern zurück?
Madita Lang: „Berührend fand ich immer große Veranstaltungen wie Wettbewerbe, bei denen 150-200 Wasserwachtler aus ganz Bayern zusammenkommen. Da merkt man, dass alle an einem Strang ziehen und wie professionell wir aufgestellt sind. Auch an die erste Kreisjugendleitertagung denke ich gern zurück. Alle lassen sich auf etwas neues ein, probieren aus, diskutieren.“
Ingo Roeske: „Internes und externes Feedback hat mich immer gefreut. Wenn man auf TV-Beiträge angesprochen wird und merkt, es kommt etwas von der Wasserwacht an – das ist der schönste Moment. Gremienarbeit hat mich begeistert, auch wenn es mal Streit gab, das Helfergen kommt immer durch und das eint uns. An den intensiven Austausch mit den Gemeinschaften bei Strategietagungen denke ich auch gern zurück.“
6. Wirft die Pandemie nun ein schlechtes Licht auf den Rückblick, weil sie so viel Raum im letzten Jahr eingenommen hat?
Madita Lang: „Die Pandemie hat die Zeit sicher geprägt, aber die Medaille hat zwei Seiten. Natürlich hatten wir uns viele andere Sachen vorgenommen, die nun zu kurz kamen. Aber Corona hat dazu geführt, dass wir schneller modern geworden sind. Es war ein guter Push zur Veränderung, wir konnten alte Zöpfe abschneiden – das sehe ich positiv. Jetzt ist der Blick nach vorne wichtig, was kann man daraus lernen. Der Abschied fällt leider weniger persönlich aus, aber es gibt Schlimmeres.“
Ingo Roeske: „Ich denke nicht darüber nach, wie negativ die Pandemie war. Mit dieser Denke wären wir gescheitert. Es war eine intensive Zeit, aber auch eine einmalige Gelegenheit für Veränderungen. Corona hat neue Trampelpfade geschaffen, die es vorher nicht gab. Diese gilt es jetzt zu asphaltieren.“
7. Worauf seid ihr am meisten stolz?
Ingo Roeske: „Auf unser Standing Richtung Politik bzw. dem Innenministerium. Und darauf, dass alle Leitungen der Gemeinschaften wirklich eine Gemeinschaft geworden sind.“
Madita Lang: „Auf „Bayern schwimmt“, darauf werden wir auch nach außen angesprochen. Das ist ein messbarer Erfolg: wir haben 4.000 Kinder zum Schwimmen gebracht, zusätzlich zu den 10.000 Kindern, die jedes Jahr bei der Wasserwacht schwimmen lernen.“
8. Wie geht es für euch weiter, bleibt ihr der Wasserwacht erhalten?
Ingo Roeske: „Für mich geht schon ein großer Abschnitt zu Ende, mit Höhen und auch Tiefen, die teilweise hausgemacht und in der Anzahl zu hoch waren. In der Basisarbeit mache ich aber weiter und bin bereits als Ortsgruppenleiter wiedergewählt worden. Ich will meine Erfahrung weitergeben, ausbilden, sei es Bootsführer oder Führungskräfte – und vor allem will ich Spaß dabei haben.“
Madita Lang: „Ich werde auch vor Ort meine Wasserwacht weiter unterstützen, in der Kreiswasserwacht und der Ortsgruppe. Ich bin gespannt, wie es mit den angefangenen Projekten weitergeht.“
9. Was wünscht ihr euren Nachfolger*innen?
Ingo Roeske: „Ich wünsche ihnen gutes Teamwork. Wir müssen aufhören uns selbst so wichtig zu nehmen und Befindlichkeiten über Bord werfen. Es braucht eine positive Grundstimmung und Leute, deren Stärken optimal eingesetzt werden.“
Madita Lang: „Ich wünschen ihnen, dass sie alle auf der gleichen Welle schwimmen und sie sich zu einem guten Team zusammentun. Da gehören auch mal kritische Worte dazu, aber genau diese verschiedenen Perspektiven braucht es, um voranzukommen.“