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Weit über 1.000 Auszubildende, davon über 500 in der Altenpflege tätig, Schülerinnen und Schüler, Berufspraktikantinnen und -praktikanten und Freiwillige im FSJ oder BFD haben beim zehnten Starttag Ausbildung in der Stadthalle Fürth mit ihrer Anwesenheit signalisiert: Das Bayerische Rote Kreuz ist unser Ausbilder Nummer eins, mit ihm möchten wir ins Berufsleben starten!
Am 2. Oktober 2019 feierte das BRK zusammen mit den Münchner Philharmonikern und dem Human Beatboxer "Robeat" den Starttag 2019 und machte ihn zu einem unvergesslichen Event. Dabei wurde ein deutliches Zeichen gesetzt: Nicht alle jungen Menschen sehen ihre Selbstverwirklichung in kompletter Ich-Bezogenheit, sondern wollen sich aktiv mit ihrer Tätigkeit für das Wohl anderer einsetzen. Sie haben sich für eine Ausbildung, ein Praktikum, ein berufliches oder freiwilliges Engagement in einem sozialen Bereich entschieden – und das BRK bietet dabei als leistungsfähiger, starker und sehr vielfältiger Arbeitgeber eine breite Palette an Tätigkeitsfeldern und Ausbildungsberufen an.
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Historisch gesehen ist die Arbeitslosenquote in Deutschland derzeit so gering wie selten in der Geschichte der Bundesrepublik. Doch während der Arbeitsmarkt immer neue Rekorde bei den Beschäftigtenzahlen verzeichnet, ist die Beteiligung von Betrieben an der dualen Ausbildung zurückgegangen, viele Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt, immer mehr junge Leute finden keinen geeigneten Ausbildungsplatz. Denn der Ausbildungsmarkt entwickelt sich, verglichen zum allgemeinen Arbeitsmarkt, in eine andere Richtung. Experten sprechen dabei von Entkopplung. Die gravierenden Konsequenzen sind evident, denn die berufliche Ausbildung der jungen Generation ist ein wesentlicher Schlüssel zur langfristigen beruflichen Perspektive auf dem Arbeitsmarkt und damit zur gesellschaftlichen Teilhabe. Und auch die Wirtschaft leidet unter diesem Phänomen, schon jetzt fehlt es akut an Fachkräften.
Davon sieht sich auch das BRK betroffen. Denn trotz der Vielseitigkeit der von der Hilfsorganisation angebotenen Ausbildungsberufe bleiben gerade in ländlichen Regionen immer mehr Ausbildungsplätze unbesetzt. Langfristig führt dies zu einer besonders prekären Situation, da bei einem Mangel an qualifiziertem Personal das gesamte Versorgungssystem ins Wanken geraten kann. Umso mehr gilt es, die Entschlossenheit all jener Auszubildenden zu wertschätzen, die sich, anstatt für die Wirtschaft, für eine Karriere im sozialen und karitativen Bereich beim BRK entschieden haben. So hat der zehnte Starttag Ausbildung – in den Sozialen Medien unter dem Hashtag #Starttag zu finden – dahingehend ein Zeichen für die Zukunftsfähigkeit des BRK gesetzt, dass es einer Organisation, die klare Grundsätze der Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität definiert und mit Leben füllt, nach wie vor gelingt, derart viele junge Menschen von sich zu überzeugen.
Das BRK, seine Tochtergesellschaften und die Schwesternschaften bieten rund 1.500 betriebliche Ausbildungs- und Praktikumsplätze in mehr als 20 Berufsbildern an. Hinzukommen 1.100 Schulplätze für Notfallsanitäter, Altenpflegeberufe und Physiotherapie. Die Berufszweige des BRK gliedern sich in den Rettungsdienst, in Pflegeberufe, Physiotherapie, Hauswirtschaft, Technik, kaufmännische Berufe und soziale Berufe. Diese Vielfalt, ermöglicht durch die enge Verzahnung der Gemeinschaften untereinander, ist einzigartig und unterstreicht die Ausnahmestellung des BRK als Arbeitgeber.
An 18 Standorten in Bayern betreibt das Rote Kreuz Berufsfachschulen (BFS) für die Pflegeberufe, den Rettungsdienst und die Physiotherapie. Die Schulen sind im BRK-Bildungsverbund Schulen zusammengeschlossen, zu dem auch die Berufsfachschulen der Schwesternschaft München vom BRK gehören. Sie sind zertifiziert, fachlich hochkompetent, methodisch up to date und stets der Menschlichkeit verpflichtet. Bildung ist beim BRK eine Querschnittsaufgabe, die alle Bereiche erreicht. So bietet das BRK neben der klassischen Berufsausbildung von Berufsanfängern für seine über 26.000 Festangestellten auch berufliche Fort- und Weiterbildung vor Ort in den Einrichtungen und Betrieben an, darüber hinaus gibt es auch auf der Ebene der Bezirksverbände und des Landesverbands ein breites Angebot zur Fort- und Weiterbildung. Auch im Ehrenamt ist man fortwährend um die Erweiterung von Qualifikationen bemüht, die ca. 180.000 Einsatzkräfte und Freiwilligen der fünf BRK-Gemeinschaften werden regelmäßig aus- und fortgebildet, um fachgerecht Hilfe leisten zu können.
Zu den zentralen Berufsbildern des BRK zählen der Notfallsanitäter, der Rettungssanitäter und der Disponent in den Integrierten Leitstellen. Alle zeichnen sich über unterschiedliche Qualifikationsanforderungen und Aufgabenstellungen aus. Seit dem 1. Januar 2014 löst der Notfallsanitäter den Rettungsassistent als Verantwortlichen auf dem Rettungswagen (RTW) und somit als höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst ab. Dadurch übernimmt der Notfallsanitäter eine tragende Rolle in der präklinischen Versorgung von Notfallpatienten. Zu den Aufgaben zählen das Beurteilen von Notfallpatienten und Notfallsituationen, das Ergreifen lebensrettender Maßnahmen und die Durchführung heilkundlicher, lebensrettender Maßnahmen vor dem Eintreffen des Notarztes sowie das Treffen einsatztaktischer Entscheidungen.
Die Qualifikation des Rettungssanitäters kann durch Teilnahme an einer 520-stündigen Ausbildung mit anschließendem Bestehen der Prüfung zum Rettungssanitäter erreicht werden. Der Rettungssanitäter assistiert dem höher qualifizierten Notfallsanitäter, führt lebensrettende Maßnahmen durch und betreut eigenständig Patienten im qualifizierten Krankentransport. Zusätzlich kann der Rettungssanitäter als Fahrer des Notarzteinsatzfahrzeuges und des Rettungswagens eingesetzt werden. Disponenten in Integrierten Leitstellen müssen hingegen neben einer fundierten EDV-Ausbildung auch über qualifizierte rettungsdienstliche und feuerwehrfachliche Kenntnisse verfügen.
Angesichts eines sich immer deutlicher abzeichnenden zukünftigen Pflegenotstands gewinnen Pflegeberufe mehr und mehr an Bedeutung. Denn der demografische Wandel – eine immer älter werdende Bevölkerung bei gleichzeitig rückläufigen Zahlen im Fachkräftesektor – wirft seine Schatten voraus, ohne strategische Maßnahmen, die schon heute insbesondere in den Feldern Ausbildung und Aufwertung entwickelt werden müssen, werden die wachsenden Herausforderungen in der Pflege zukünftig nicht mehr zu meistern sein. Wer sich, wie die ca. 500 in der Altenpflege tätig werdenden und am Starttag anwesenden Auszubildenden, in diesem Sektor zu engagieren bereit ist, der leistet einen nicht hoch genug zu schätzenden Beitrag, dass in Bayern eine gut funktionierende Infrastruktur der Pflege vorhanden und auf Dauer auch gesichert ist.
Damit eine Hilfsorganisation wie das BRK auch weiterhin attraktiv für Berufsanfänger bleibt, bedarf es aber auch Signale aus der Politik. Soziales Engagement darf nicht ein Image haben, das es in eine Reihe mit Berufen stellt, für die das Qualifikationslevel niedrig angesetzt ist. Hier gilt, Stellschrauben neu zu justieren, nicht zuletzt im Bereich der Entlohnung, die auf ein der Bedeutung und Tragweite dieser Arbeit für die Bevölkerung entsprechendes Niveau gebracht werden muss. Erstrebenswert ist ein von Politik wie Verbänden mitgesteuerter gesellschaftlicher Mindstate gegenüber Berufen im sozialen Bereich, der berücksichtigt, dass wir alle von diesem Sektor profitieren und letzten Endes auf ihn angewiesen sind.